Hast du Ticks, die du als störend empfindest? Das Thema dieses Workout Wednesdays ist eine direkte Überschneidung zur freitäglichen Kommunikationsserie, denn Ticks können die Erfolgschancen von Kommunikation extrem beeinflussen. Zu den am weitesten verbreitetsten Ticks gehören zum Beispiel Blinzeln, Räuspern, Nicken, Augenbrauen hochziehen, und natürlich auch von oben nach unten zu reden – d.h. mit dem Kopf etwas in den Nacken gelegt zu sprechen. Letzteren Tick erwähne ich besonders, weil er immer wieder bei ambitionierten Frauen zu sehen ist – bei Hillary Clinton etwa oder eben auch bei Pamela Rendi-Wagner.
Du siehst, es geht nicht nur um sehr offensichtliche und quasi krankheitsbildliche Ticks, sondern um die Alltagsticks, die viele von uns einfach immer wieder in bestimmten Situationen zeigen. Grundsätzlich sind alle Ticks Ausweichhandlungen, um etwas zu unterdrücken – z.B. Angst, Unsicherheit, Nervosität.
Wie wir sie beseitigen, ist ein perfektes Beispiel von Körper-Geist-Kybernetik: wir müssen uns bewusst werden und dann sowohl die Ursachen (den Grund unserer Nervosität, Angst,…) beseitigen, als auch neues Verhalten körperlich bestärken.
Da Ticks meist für eine lange Zeit vom jeweiligen Träger unbemerkt bleiben und daher immer und immer wieder geübt werden, ist es unglaublich schwer, sie umzulernen. Es geht nur mit großer Konzentration und konstantem Ersetzen der unerwünschten Handlung durch die erwünschte Handlung. Deshalb fällt es umso mehr auf, wenn jemand in der Öffentlichkeit es plötzlich nicht mehr tut.
Wie etwa Pamela Rendi-Wagner: Ausschnitt Sommergespräch ORF 2019
In der im Video markierten Sequenz steigen wir bei einem Rückblick ein, der sie in ihrer bis dahin typischen Kopfhaltung zeigt. Meist war der Mund dann noch ein klein bisschen auf eine Seite gezogen, was zusammen einen ungemein angestrengten und gleichzeitig abgehobenen Eindruck vermittelte. Im aktuellen Sommergespräch allerdings zeigte sie diese Haltung kein einziges Mal. Nicht, wenn sie von ihrer Expertise sprach (und deshalb vielleicht einen belehrenden Blick aufsetzen hätte können), nicht, wenn sie sich gegen die Angriffe des Moderators zur Wehr setzen musste. Sie blieb auf „Augenhöhe“. Sie hat meine volle Bewunderung dafür, denn ich weiß aus langen Jahren Training und Coaching (auch an mir selbst!) , welche Disziplin es braucht, um solche lang eintrainierten Verhaltensweisen umzutrainieren.
Wie du nun umtrainierst:
- werde dir bewusst, für welche innere Haltung das unerwünschte Verhalten steht und wofür wiederum das gewünschte Verhalten stehen soll: bei Rendi-Wagner war das unerwünschte Verhalten möglicherweise Ausdruck von „Ich weiß das und ich lasse mir auch nichts anderes einreden“ und das gewünschte wäre „auf Augenhöhe sprechen„
- Überlege, wie es aussieht, wenn du die gewünschte innere Haltung äußerlich zum Ausdruck bringen solltest. „Auf Augenhöhe“ kommunizieren etwa heißt ganz klar: Kopfhaltung auf Höhe des anderen, direkter Blick (weder von oben nach unten, noch von unten nach oben)
- Üben. Am Beginn wirst du dir vor jedem Gespräch bewusst machen müssen, was deine innere Zielhaltung ist. Und diese dann auch äußerlich einnehmen. Nach vielen vielen Übungssequenzen, die immer wieder gut gelaufen sind, wird es dann irgendwann einmal von selbst gehen.
Ja, es dauert. Aber je klarer dein Wunsch, einen bestimmten äußeren Ausdruck umzuwandeln, desto rascher geht es.
Du hast Fragen zu einem bestimmten Tick? Schreibe mir! Ich freue mich darauf!