Alle Menschen, die irgendetwas von Bedeutung geschaffen haben – ob in Kunst, Mode, Technik, Wissenschaft, Film… – waren und sind Perfektionisten. Und da denke ich nicht nur an einen Leonardo DaVinci, einen Bill Gates, eine Coco Chanel oder eine Bertha von Suttner. Dank meiner neuen Serie „Gnadengaben“ kommen mir solche Menschen regelmäßig unter. Wie zuletzt der Maler, Bildhauer und Fotograf Krassimir Kolev (sein Porträt gibt es nächsten Sonntag!), der bereits als Kindergartenkind wusste, dass er einmal Künstler werden möchte. Und der als Teenager neben der Schule JEDEN TAG 8 Stunden mit dem Erlernen der Mal-Kunst beschäftigt war – und zwar aus eigenem Antrieb. Weil er meinte, dass jeder, der in einem bestimmten Beruf ein Profi werden möchte, eben mindestens seine 8 Stunden pro Tag daran arbeitete. Warum also nicht auch er, der ein professioneller Künstler werden wollte?
Oft begegnen wir heute der Aussage, dass wir doch nicht so perfektionistisch sein sollen. Wenn uns das Streben nach Perfektion nicht mehr handeln lässt oder das Streben nach Perfektion in unwichtigen Dingen, die nichts mit unserer Profession zu tun haben, Energie und Zeit kosten, dann ist dem vollkommen zuzustimmen.
Wenn uns das Streben nach Perfektion allerdings dazu anleitet, gezielt an unser Professionalität zu arbeiten und manchmal eben auch um ein Vielfaches mehr an Energie und Zeit einzusetzen, als andere für notwendig halten, dann könnte das doch auch die Voraussetzung dafür sein, dass wir irgendetwas in die Welt bringen, was vorher noch nicht da war, oder das für bestimmte Menschen besonderen Nutzen stiftet?