Jeder mentale Zustand drückt sich durch den Körper aus. Das wissen wir bereits – denn darum geht es immer wieder am „Workout Wednesday“. Dass man eine innere Haltung – einen mentalen Zustand – aber auch hören kann, das war dir bisher vielleicht ebenso wenig bekannt wie mir.
Der Klangforscher Christian Gerlach von der Universität Bern, der wissen wollte, wie sich die Vertreibung von Menschen – u.a. der Juden, aber auch anderer Opfer von Massengewalt – anhörte, kam zu erstaunlichen Ergebnissen, die er am 27.6. in Wien präsentierte: das „Aufgefunden- und Deportiert-Werden“ haben die Opfer nämlich nicht als das Geräusch im Takt marschierender Stiefel abgespeichert – d.h. als die Tat eines Kollektivs – sondern als die Schritte einzelner Menschen.
Einzelne Menschen, die sich im Moment ihres Handelns NICHT einem Kollektiv unterwerfen oder erklären mussten, sondern einzelne Menschen, die für sich entschieden haben, andere Menschen der Gewalt auszuliefern. Deren mentaler Zustand vermutlich weniger einer der Überzeugung, sondern vielmehr einer der Angst und Verunsicherung war. „Was würde geschehen, wenn ich den mir gegebenen Spielraum zugunsten dieses Menschen ausnützen würde?“
Und so geht es uns im Kleinen doch jeden Tag: jeden Tag befinden wir uns in wichtigeren oder unwichtigeren Situationen, in denen wir aufgerufen sind, unseren inneren Einstellungen entsprechend zu handeln. Und immer wieder verhalten wir uns entsprechend eines gelernten Musters oder einer innewohnenden Angst (z.B. vor Jobverlust, vor Verlust von Anerkennung, etc.), die uns davon abhält, sogar die kleinsten vorhandenen Spielräume auszunützen. Wir belassen alles so, wie es ist, obwohl es uns missfällt.
Aber deine persönliche Wirksamkeit in dieser Welt hängt davon ab, dass du den Mut aufbringst, deine alten Muster abzustreifen und die verfügbaren Möglichkeitsspielräume auszunützen, um nach deinen Wertevostellungen zu handeln.