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Im aktuellen österreichischen Wahlkampf haben sich alle Kandidaten und Kandidatinnen bisher rhetorisch überraschend gut bis sehr stark gezeigt. Trotzdem sticht immer wieder einer heraus, der immer noch besser ist: Sebastian Kurz. (Weiter unten siehst du ein besonders eindrückliches Beispiel)

Und dabei hängt sein Erfolg von keiner Zauberformel ab, die den anderen nicht zugänglich wäre. Ganz im Gegenteil. Er wendet nur DIE Hauptformel für kommunikativen Erfolg an, und die heißt: OLE!

O – wie ORDNUNG

L – wie LOGIK

E – wie EINFACHHEIT

! – wie VERSTÄRKUNG


O – wie ORDNUNG

Bringe in das, was du sagen willst, Ordnung:

  • Vom Kleinen zum Großen oder Vom Großen zum Kleinen
  • Von individuell über national zu global
  • Von mir zu dir zu uns
  • Vom Einzelnen zum Team zum Unternehmen
  • etc.

Ursprünglich wurde statt „Ordnung“ „Struktur“ eingesetzt, aber das ist nicht dasselbe. Struktur hat deine Rede automatisch, wenn du ALLE Punkte der Erfolgsformel OLE! berücksichtigst.

 

L- wie LOGIK

Die Ordnung setzt schon eine gewisse Logik voraus, aber hier ist die inhaltliche Logik gemeint. Das bedeutet, dass du deine Argumente nach der Logik aufbaust:

  • „aus x folgt Y“
  • „zuerst müssen wir Schritt 1 setzen und dann kommt Schritt 2“

Dieses Gesetz der Logik ist unabhängig von der jeweiligen Ordnungsebene anzuwenden. d.h. ich wende logische Argumentationsstränge z.B. auf der Ebene des Individuums an, dann auf der Ebene der Nation und dann auf der globalen Ebene.

 

E – wie EINFACHHEIT

Und das Ganze mit so einfachen Worten und Satzkonstruktionen wie möglich. Ziel ist ja nicht, sich als besonders intelligent zu beweisen, indem man so spricht, dass einen niemand versteht, aber jeder das Gefühl hat, man kenne sich aus – sondern das Ziel ist, dass die ZuhörerInnen danach sagen: „AHA, ich habe verstanden!“

Beispiel:

Statt: „Der Schluss, der sich uns aus dem zuvor konstatierten Sachverhalt nahelegt, ja nicht nur nahelegt, sondern als Exklusivität aufdrängt, wäre unter den gegebenen Umständen wie folgt zu formulieren:…“

So: „Nach allem, was wir bisher gehört haben, können wir den folgenden Schluss ziehen:…“

 

! – wie VERSTÄRKUNG

Wenn du die Elemente O, L und E anwendest, kann es schon  mal vorkommen, dass dir deine ZuhörerInnen wegschlafen, denn so viel Ordnung, Logik und Einfachheit kann – besonders bei langen Wortmeldungen – unglaublich monoton wirken.

Deshalb ist es von grundlegender Bedeutung, deine Aussagen angemessen zu verstärken. Das heißt: den ZuhörerInnen durch den Gebrauch non-verbaler und para-verbaler Elemente ganz klar zu vermitteln, was die wesentlichen Punkte in der Wortmeldung sind.

Zu den para-verbalen Elementen gehören alle stimmlichen Elemente: 

  • Lautstärke wechseln
  • Rhythmus wechseln
  • Pausen machen
  • Betonung wechseln
  • Tonhöhe wechseln

Ich hätte hier natürlich auch das „Wechseln“ vorne weg stellen und die Pausen extra erwähnen können – aber gerade der WECHSEL  aller Stimm-Elemente ist wesentlich, deshalb die bewusste Wiederholung.

Zu den, in diesem Zusammenhang wirksamsten non-verbalen Elementen gehören :

  • Gestik: Aufzählungen und Wortbetonungen durch die Hände verstärken
  • Blickkontakt: das gesprochene Wort durch ruhigen und länger auf eine Person gerichteten Blickkontakt verstärken
  • Körperliche Ausrichtung: bewusste Drehung zur adressierten Person

Und hier nun das versprochene Beispiel. Es ist eine Sequenz aus der Konfrontation der SpitzenkandidatInnen bei Klaus Webhofer in der Sendung „Klartext“ vom 3.9. Sebastian Kurz ist zuletzt an der Reihe. Es geht um Klimaschutz und da dies eine sehr lange Sequenz ist, habe ich sie auf Pamela Rendi-Wagner, die sich in den Konfrontationen bisher überraschend stark gezeigt hat, und Sebastian Kurz geschnitten. (Das gesamte Video kannst du hier nachschauen.) Bitte nimm dir die Zeit, auch den Teil von Frau Rendi-Wagner ganz anzusehen. Nur dann wirst du den Unterschied in seiner ganzen Wucht erkennen.

Zu guter Letzt sei noch die Frage beantwortet, warum, wenn sie doch so einfach ist, so wenige fähig sind, diese Formel anzuwenden. Ich lasse Mark Twain für mich sprechen und gönne dir, den Schluss aus seinen Worten daraus zu ziehen:

„Mein lieber Freund, ich hatte wenig Zeit, deshalb habe ich dir einen langen Brief geschrieben, statt eines kurzen.“